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Anschreiben gegen die Bilderflut

In den letz­ten De­ka­den do­mi­nier­te in der Wer­bung das Nar­ra­tiv, wo­nach ein Bild mehr als tau­send Wor­te sage. Das war im­mer schon selt­sam, oder kön­nen Sie Bil­der spre­chen hö­ren? (Soll­ten Sie die­se Fra­ge mit “Ja” be­ant­wor­ten, dann ha­ben Sie ech­te Pro­ble­me). Doch was sich in Köp­fen eta­bliert, wer­den sel­bi­ge nur schwer wie­der los. Und so be­glückt uns die Wer­be­wirt­schaft, also auch ich, in ei­nem in­fla­tio­nä­ren Aus­maß mit Bil­dern, als gäbe es kein mor­gen mehr. Wer­be­tex­te und Tex­te all­ge­mein dien­ten – zu­min­dest sub­jek­tiv be­trach­tet – lan­ge ma­xi­mal als Platz­hal­ter. Oder als stö­ren­de Ele­men­te ist schön de­sign­ten Werbesujets.

Die Sa­che mit dem Hinterhautlappen

Klar, Wer­bung ohne Bild­spra­che  geht nicht, und das ist auch gut so. Den­noch gibt es ei­nen Ge­gen­trend, und das hat ei­nen simp­len Grund. Auf­grund der mas­si­ven „Über­bil­de­rung“ un­ter­liegt fast je­des Mo­tiv der Be­lie­big­keit.  Die glück­li­che Fa­mi­lie un­term Weih­nachts­baum, wo der Gol­den Re­dri­ver na­tür­lich nicht feh­len darf, das Spie­geln der Mor­gen­son­ne am fla­chen See­was­ser. Es gibt so gut wie kei­ne bild­li­che In­for­ma­ti­on mehr, mit der uns Wer­be­ma­cher nicht schon tau­sen­de Male kon­fron­tiert ha­ben. Frü­her half man sich mit viel Blut oder viel Sex. Bei­des geht heu­te aus ethi­schen Grün­den nicht mehr.

Schrei­ben ist eine Form von Über­set­zung von Bildsprache

Ob des­we­gen für Wer­be­tex­ter jetzt gol­de­ne Zei­ten an­bre­chen, mal se­hen. Ich schrei­be reich­lich, nicht al­les wird ver­gol­det. In je­dem Fall ist es ein gro­ßes Ver­gnü­gen, Ge­dan­ken mit ge­schrie­be­nen Wor­ten zu lei­ten, um Emo­tio­nen zu we­cken. Und ganz ne­ben­bei: Nichts ent­schleu­nigt in der Kom­mu­ni­ka­ti­on so sehr, wie das Lesen.

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